…hat eine ungeklärte Herkunft. Der Sprachwissenschaftler, Romani-Gelehrte und Menschenrechtsanwalt Prof. Ian Hancock schreibt, dass die Fremddefinition aus dem griechischen Byzantinischen Reich stammt und soviel wie „nicht anfassen“ oder „Hände weg“-Menschen bedeutet.
Da Roma und Sinti angesehen worden sind, als wenn sie sich von allen anderen distanzieren würden, wurde ihnen diese negative Bezeichnung gegeben. Auch im deutschsprachigen Kontext geht mit der Bezeichnung „Zigeuner_in“ die Konstruktion rassistischer Bilder und Stereotypen einher. Die Kriminalisierung, die rassistische und soziale Verfolgung und Ermordung von Roma und Sinti gipfelte im Genozid an ihnen: Porrajmos (das Verschlingen). Mit sozialer Verfolgung sind die seit dem 15. Jahrhundert andauernden diskriminierenden Praktiken, wie z.B. erlaubte, straflose Lynchmorde oder die Versklavung von Roma und Sinti gemeint und mit rassistischer Verfolgung die rassenideologische Verfolgung seit dem 18. Jahrhundert, die pseudowissenschaftlich begründet wurde. Heute sehen sie sich konfrontiert mit einem zunehmenden Neofaschismus mit Attacken auf ihre Gemeinschaften, mit Medienhetze, Alltagsrassismus und sexististischer und rassistischer Ausbeutung.
Die Selbstbezeichnung Roma…
kennen viele nicht oder verwechseln sie zum Beispiel mit der italienischen Hauptstadt oder denken alle Roma würden aus Rumänien kommen. Das liegt wohl daran, dass es keine Aufarbeitung der Geschichte der Roma und Sinti gab, der Völkermord an ihnen bagatellisiert und geleugnet wurde und sich kein Unrechtsverständnis seitens der Täter_innengesellschaft entwickelt hat.
Aufgrund der weißen Vorherrschaft wurde nur weißes, rassistisches Wissen über Roma und Sinti, z.B. in Schulbüchern oder in der Oper, weitergegeben. Es entstanden im Rahmen dieser Wissensproduktion viele Mythen über die Herkunft und die Lebensweisen von Roma.
Auf dem ersten Welt-Roma-Kongress 1971 (London) einigten sich die Teilnehmenden auf die Selbstbezeichnung Roma.
Der Begriff Rom (Plural Roma) bedeuet in Romanes auch „Mensch“. Der Name Roma sollte möglichst viele heterogene Roma-Communities, inklusive ihrer Romanes-Sprachen und ihrer verschiedenen Kulturen einander näher bringen.
Der Begriff Rom (Plural Roma) bedeuet in Romanes auch „Mensch“. Der Name Roma sollte möglichst viele heterogene Roma-Communities, inklusive ihrer Romanes-Sprachen und ihrer verschiedenen Kulturen einander näher bringen. Im deutschsprachigen Raum stehen die Selbstbezeichnungen Sinti und Roma gleichberechtigt nebeneinander. Sinti sind eine Gruppe unter den Roma und leben am längsten im deutschsprachigen Raum. Wenn die Selbstbezeichnung Roma verwendet wird, werden Sinti mitgemeint. Während des Porrajmos wurde den KZ-Insass_innen ein >Z< und eine Nummer auf den Unterarm tätowiert. Aus Respekt vor der Geschichte sollte daher die rassistische Fremdbezeichnung, anders als beim N-Wort, nicht mit >Z-Wort< abgekürzt werden.
Literatur:
Randjelovic, Isidora: „Auf vielen Hochzeiten spielen“: Strategien und Orte widerständiger Geschichte(n) und Gegenwart(en) in Roma Communities. In: Ha, Kien Nghi / al-Samarai, Nicola Lauré / Mysorekar, Sheila (Hg.): re/visionen: Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland. Münster. Unrast, S. 265- 279.
Randjelovic, Isidora: >Zigeuner_in<. In: Arndt, Susan / Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster. Unrast, S. 671- 677.
Lauré al-Samarai, Nicola: Weder >Fremde< noch >Ausländer<. Historische Verbindungen zwischen den Geschichten von Sinti und Roma und Schwarzen Deutschen. In: Nadine Golly & Stephan Cohrs: de/platziert: Interventionen postkolonialer Kritik. Berlin. wvb, 2008, S.89-114; hier S.98-100 sowie S.105-107.